Geteiltes Entsetzen
Ich hab es nicht gesehen
Doch deutlich gespürt.
Es lag in der Luft:
Angst, Entsetzen, Tod.
Alles war spürbar im Straßengeruch:
Das Treiben mit Gewalt
In Häuser voller Grauen.
Laute und lautlose Schreie,
irre Flucht – aussichtslos!
Wille zum Leben,
Dunst von Blut und Innereien,
treffen mein hilfloses Ich –
eine Frau aß Kirschen
aus einer Tüte
teilnahmslos.
Sie spürte gar nichts.
Es ließ sie unberührt.
Doch ich war im Sog des Entsetzens.
Meine Seele bei den Seelen der Tiere,
deren Fleisch zerschnitten wird –
im Schlachthof.
Jutta Hinz